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Nur mal kurz was zum Bundestags-Hack und Edward Snowden...

Der Angriff auf den Bundestag und Edward Snowdens Daten in den Händen von Russland und China. Beides Themen, zu denen es mehr Gerüchte als Fakten gibt. Und eigentlich ist anderswo schon fast alles Relevante dazu geschrieben worden. Im Fall von Edward Snowden wird ein Aspekt allerdings oft nicht ausreichend berücksichtigt: Seine "Flucht" nach Moskau. Die dort ja eigentlich gar nicht enden sollte. Aber bevor ich dazu komme noch ein paar Worte zum Angriff auf den Bundestag.

Das ganze Bundestags-Netz, nur 15 Rechner - was denn nun?

Meinem Kommentar auf entwickler.de zum Angriff auf den Bundestag möchte ich hier nur noch eine kurze Ergänzung verpassen. Als ich den Kommentar geschrieben habe, war angeblich das gesamte IT-Netz des Bundestags mit Schadsoftware verseucht und musste ausgetauscht werden. Jetzt sind es angeblich nur 15 Rechner. Ja, was denn nun?

Also so langsam sollten die mal anfangen, sich das Ganze genau anzusehen. Wenn die so weiter machen, müssen sie irgendwann wirklich die gesamte IT austauschen. Nicht, weil sie verseucht ist, sondern weil sie inzwischen so hoffnungslos veraltet ist, dass alle, die sich damit auskennen und die Schadsoftware entfernen oder die Systeme neu einrichten könnten, längst ihre Rente genießen.

So, und jetzt zu Edward Snowden.

Edward Snowdens Flucht und der Beitrag der USA

Dem wird ja unter anderem vorgeworfen, dass er nach Russland geflohen ist. Was er bekanntlich gar nicht vorhatte, eigentlich wollte er ja von Hong Kong aus über Moskau nach Südamerika reisen. Dass er in Moskau gestrandet ist, ist alleine Schuld der USA. Die haben seinen Reisepass für ungültig erklärt, und er kam aus Moskau nicht mehr weg.

Was ich mich schon seit längerem frage: Wieso ist der gerade in Moskau gestrandet? Wieso in einem Land, das ihn kaum freiwillig ausliefern wird? Auf das die USA nicht wirklich Druck ausüben können und aus dem eine gewaltsame Entführung nicht gerade ratsam ist?

Die US-Regierung wusste doch genau, dass er nicht mehr weiter kommt, wenn sie seinen Pass für ungültig erklären. Wäre es da nicht viel zielführender gewesen, wenn man ihn irgendwo stranden lässt, wo man ihn danach nur noch abholen muss? Entweder, weil das betreffende Land ihn mehr oder weniger freiwillig ausliefert oder weil man ihn dort ohne all zu schlimme Folgen fürchten zu müssen entführen kann?

Für mich bleibt da eigentlich nur ein Schluss übrig: Die USA wollten, dass er in Russland strandet. Das ist doch jetzt sehr komfortabel: Zum einen können sie immer behaupten, er wäre ja zum Feind übergelaufen. Zum anderen kommen sie, leider, leider, nicht an ihn ran und können ihn nicht vor Gericht stellen.

Ich schätze mal, dass die das in Wirklichkeit gar nicht wirklich wollen. Natürlich müssen sie so tun, als ob. Aber wenn sie ihn wirklich in die Finger bekämen, könnte das für sie böse enden.

Hieß es nicht mal, wenn Snowden verhaftet würde, würden seine gesammelten Daten komplett veröffentlicht? Das ist garantiert das Letzte, was die US-Regierung will. Bisher wurde nur Auszüge veröffentlicht, und die auch teilweise zensiert. Bisher sind die, die die Kontrolle über die Snowden-Daten haben, also sehr verantwortungsvoll damit umgegangen. Wenn die Daten aber komplett und unzensiert veröffentlicht würden, dürften zumindest die Regierungen der USA und Großbritanniens gewaltige Probleme bekommen.

Diese Gefahr besteht zumindest zur Zeit nicht.

Edward Snowdens Verschlüsselung dürfte ziemlich sicher sein

Ach, und was das Behauptung betrifft, Russland oder China hätten die Snowden-Dateien entschlüsselt: Edward Snowden dürfte einer der wenigen Menschen auf der Welt sein, die sehr genau wissen, was die NSA entschlüsseln kann und was nicht. Er wird die Daten also mit einem Algorithmus und Schlüssel geschützt haben, der maximale Sicherheit vor einer Entschlüsselung durch die NSA garantiert. Da dürften sich auch alle anderen Geheimdienste die Zähne dran ausbeißen. Wenn sie die Daten denn überhaupt hätten, was ja wohl auch nahezu ausgeschlossen ist. Denn Edward Snowden hat ja von Anfang an gesagt, dass er sie nicht mit nach Russland genommen hat. Es wäre ja auch ziemlich dämlich, die länger als nötig mit sich rum zu tragen. Vor allem in Ländern, in denen die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass ihm die Daten abgenommen werden.

Außerdem: Warum sollte sich irgend jemand die Mühe machen, die teilweise einige Jahre alten Snowden-Daten zu entschlüsseln, wenn er doch auch ganz einfach aktuelle Daten wie zum Beispiel die Personalakten der US-Regierung samt CIA-Agenten unverschlüsselt aus den Netzen der US-Regierung ziehen kann?

Nachtrag 9:55 Uhr:
Bruce Schneier hat beschrieben, wieso er glaubt, dass Russland und China tatsächlich Zugriff auf die Snowden-Daten haben. Woran aber nicht Edward Snowden Schuld ist. Zum einen könnten die Daten bei den Journalisten, die Zugriff darauf haben, ausgespäht werden. Viel wahrscheinlicher ist es aber, dass die russischen und chinesischen Geheimdienste die Daten bereits vor Edward Snowden bei der NSA ausgespäht haben.
Ende des Nachtrags

Carsten Eilers

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