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Facebook: Mark Zuckerberg entdeckt den Datenschutz?

Facebook - lohnt es sich überhaupt, darüber noch viele Worte zu verlieren? Facebook hat kein Problem, Facebook ist ein Problem. OK, streng genommen hat Facebook doch ein Problem, und das heißt Mark "Privatsphäre ist unwichtig" Zuckerberg. Wer so einen Chef hat, braucht sich über flüchtende Kunden nicht zu wundern.

Die Kunden flüchten, der Chef flucht?

Es ist sicher eine gute Idee, Facebook die Meinung zu deren nicht vorhandener Achtung von Datenschutz und Privatsphäre durch einen Austritt klar zu machen. Schließlich heißt es ja "Wer nicht hören will, muss fühlen". Und anscheinend ist die Nachricht sogar angekommen und Mark Zuckerberg sieht seine Felle davon schwimmen, die er den Benutzern noch über die Ohren ziehen wollte: Er will die Datenschutz-Einstellungen nun ändern. Vielleicht sollte er erst mal seine eigene Einstellung zum Thema Privatsphäre ändern, damit man ihm das auch glauben kann. Bisher hat Facebook jedenfalls immer nur dann reagiert, wenn der mögliche Schaden zu gross wurde - und auch dann wurde nur soviel geändert, wie minimal nötig war, um ungestört weiter arbeiten zu können. Warum sollte das diesmal anders sein? Und was wird eigentlich aus dem Erlangen der "Netzherrschaft" mit Hilfe des Open Graph Protocol?

Ein Austritt ändert übrigens nichts daran, das Facebook bereits etliche Daten gesammelt und auch bereits weitergegeben hat. Und sogar Nicht-Mitglieder landen unfreiwillig im Facebook-Netz.

Zu den Grundproblemen "Von irgendwas muss ein Social Network ja leben" und "Schon die Registrierung ist ein Fehler" habe ich am 6. April schon im Standpunkt Sicherheit auf entwickler.de Stellung genommen. Ist Frau Aigner eigentlich noch Facebook-Mitglied oder ist sie inzwischen konsequenterweise ausgetreten?.

"Oh, unsere Einstellungen sind zu kompliziert?"

Wenn ein Unternehmen, dessen Chef Privatsphäre für veraltet hält, so komplizierte Datenschutz-Einstellungen hat, dass man eine Anleitung oder ein Video braucht, um sie halbwegs sicher zu machen, klingt dass für mich nicht nach einem Versehen, sondern nach Absicht. Vor allem, wenn die Default-Einstellungen unsicher sind. Denn was spricht dagegen, per Default nur das allernötigste frei zu geben und den Rest bei Bedarf vom Benutzer freigeben zu lassen? Vermutlich nur eins bzw. einer: Mark Zuckerberg. Es heißt zwar oft "Erkläre nichts mit Absicht, wenn es sich mit Dummheit erklären lässt", aber in diesem Fall spricht doch vieles für Absicht. Und wenn dann ein Facebook-Manager (Tim Sparapani, der 'Public Policy Director') überrascht feststellt, dass die Einstellungen zu kompliziert sind, wundert mich das doch etwas:

"Now we’ve heard from our users that we have gotten a little bit complex. I think we are going to work on that. We are going to be providing options for users who want simplistic bands of privacy that they can choose from and I think we will see that in the next couple of weeks."

Da bin ich ja mal gespannt, wie die neuen Datenschutz-Einstellungen am Ende aussehen. Außerdem sind nicht nur die Einstellungen ein Problem, auch die Richtlinien, was mit den Daten passiert, müssen überarbeitet werden. Und zwar so, dass jeder sofort erkennen kann, wem er seine Daten in den Rachen wirft.

Mark Zuckerberg zu den Prinzipien von Facebook

Interessant finde ich Mark Zuckerbergs Erklärung der Prinzipien, nach denen Facebook arbeitet:

"Here are the principles under which Facebook operates:
-- You have control over how your information is shared.
-- We do not share your personal information with people or services you don't want.
-- We do not give advertisers access to your personal information.
-- We do not and never will sell any of your information to anyone.
-- We will always keep Facebook a free service for everyone."

Punkt 1 stimmt vielleicht irgendwann, wenn Facebook die Datenschutz-Einstellungen vereinfacht hat und sich daran hält. Punkt 2 und 3 werden ja wohl durch die verlinkten Texte widerlegt. Und ich bin gespannt darauf, wie er Facebook dauerhaft kostenlos betreiben will, ohne in irgend einer Form Informationen zu verkaufen.

Facebook ist wie eine Datenbank

Beide sind erst mal völlig dumm und wissen gar nichts - bis man ihnen etwas verrät. Alles, was Facebook über Sie weiß, weiß es entweder von Ihnen - oder von Ihren Freunden oder Kontakten. Was Sie mit Ihren Daten machen, ist allein Ihre Entscheidung. Wenn Sie Ihre Daten einem Social Network anvertrauen wollen, kann und will sie niemand daran hindern. Aber tun Sie ihren Freunden und Kontakten einen Gefallen und liefern Sie dem Anbieter ihres geringsten Misstrauens nicht auch deren Daten. Es mag für Sie bequem sein, z.B. das E-Mail-Adressbuch von Facebook und Co. verwalten zu lassen. Aber denken Sie daran, dass Sie damit Adressen, die man Ihnen anvertraut hat, an Dritte weitergeben. Je nachdem, was das für Adressen sind, kann so etwas als ziemlich unhöflich angesehen werden, um es mal neutral zu formulieren.

Carsten Eilers

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